Clara
Clara, eine in Berlin lebende Künstlerin, steuert eine eindringliche Serie von Werken zu „Water Me” bei, der jüngsten Gruppenausstellung im ZIRKA'S Aquarium Space. Ihr Werk, „Aqua Alta”, befasst sich mit der ökologischen Verwundbarkeit Venedigs, einer Stadt, die langsam von dem Element aufgezehrt wird, mit dem sie am meisten assoziiert ist. Wir haben uns zusammengesetzt, um über die Ursprünge ihres Projekts, ihre Verwendung von Textur und Technik und darüber zu sprechen, wie die Dunkelheit zu einer generativen Kraft in ihrem kreativen Prozess wird.
Wie kam es zu deiner Beteiligung an Water Me?
Die Kuratorin, Maria „Pia“ Napolitano de Majo, hat nach Künstlern gesucht, deren Arbeiten sich mit Umweltthemen auseinandersetzen, insbesondere mit der Umwandlung von Elementen.
Zu dieser Zeit hatte ich gerade ein Werk mit dem Titel „Aqua Alta”, benannt nach dem Hochwasser in Venedig, fertiggestellt, das perfekt zum Thema passte. Die Werke waren schon fertig, und sie passten zum Konzept der Ausstellung.
Die ausgestellten Werke sind also vor der Ausstellung entstanden?
Ja, genau, das ist es, was diese Gelegenheit besonders macht. Die Werke gab’s schon, und thematisch hat es einfach gepasst.
Die Ausstellung befasst sich mit Strukturen - sozialen, ökologischen und sogar internen -, die im Niedergang begriffen sind oder neu gestaltet werden müssen. Was hat das mit deiner Arbeit zu tun?
Die Technik, die ich verwendet habe, ist selbst eine Form des Verfalls. Die Bilder wurden gedruckt und dann mit Klebstoff auf die Leinwand übertragen. Nachdem sie getrocknet waren, habe ich Wasser aufgetragen und das Bild vorsichtig abgezogen. Das ist sehr arbeitsintensiv —am Ende hat meine Finger geblutet—, und das Ergebnis ist immer teilweise zerstört. Einige Teile des Bilds gingen ganz verloren. Ich lehnte mich also dann an diese Zerbrechlichkeit und habe eine weitere Schicht des Verfalls mit grüner Patina über Bronzefarbe hinzugefügt. Als die Patina auf die metallische Oberfläche traf, oxidierte sie und änderte ihre Farbe, wodurch das Bild eben weiter verzerrt wurde. Sowohl das Thema als auch der Prozess beinhalten einen Zerfall, aber auch eine Transformation.
Wurden die architektonischen Referenzen in dem Werk von bestimmten Orten abgeleitet?
Ja. Alle Bilder sind ikonische Wahrzeichen von Venedig, wie die Basilika von San Marco und der Dogenpalast. Ich habe absichtlich touristische Bilder verwendet, wie man sie auf Postkarten findet. Ich wollte ihre Vertrautheit mit dem beunruhigenden Kontext des steigenden Wassers in Kontrast setzen. Venedig wird geliebt, besucht und unendlich oft fotografiert, aber es geht wortwörtlich unter. Der Kontrast zwischen Schönheit und Verfall ist ein zentrales Thema dieser Arbeit.
Arbeitest du normalerweise mit Texturen, oder war das etwas neues für dich?
Diese Serie war ganz anders. Normalerweise arbeite ich mit dicken Ölfarben und pastösen Oberflächen, also Textur ist ein wichtiger Teil meiner Praxis. Diese Werke sind im Gegensatz sehr flach. Ich habe hauptsächlich Aquarellfarben, Bleistift, und Kreide benutzt, die eben keine wirkliche Textur haben. Jede Textur, die auftaucht, ist visuell, vor allem durch Oxidation. Also ja, es war eine Abwechslung und eine echte Herausforderung für mich.
Einige Betrachter könnten, „Water Me” eher als pessimistisch interpretieren. Spielt die Dunkelheit in deiner Arbeit eine Rolle?
Immer. Aber ich versuche, in ihr nicht zu verweilen. Die Dunkelheit ist zwar ein bestürzender Punkt, aber nicht das Ende. Als ich in Venedig war, habe ich ein Gemälde von Hieronymus Bosch gesehen —Visionen des Jenseits— , das mich tief bewegt hat. Es zeigt eine Reise aus dem Paradies und wie wir zusehen, wie es uns durch unser eigenes Handeln in Verlust gerät. Der Klimawandel ist bereits im Gange.
Meine Arbeit beginnt oft mit der Dunkelheit, aber ich glaube, dass die Konfrontation mit ihr auch das Licht zum Vorschein bringen kann.